Ein Artikel aus der Welt der Tiere vom 03.05.2015

Die Voliere am Mythenquai ist jeden Tag aufs Neue einem stetig wachsenden Kostendruck ausgesetzt. Nicht nur die exotischen Vögel in der grossen Besucherhalle mit den angeschlossenen Aussenvolieren wollen täglich gefüttert und gepflegt werden, sondern auch die immense Anzahl an Wildvögeln, die tagtäglich zur Versorgung in der Pflegestation „landen“, bedürfen einer sehr intensiven Pflege. Das Team um Volierepräsidentin Elisabeth Kehl arbeitet an seinen Leistungsgrenzen.

Als der Hauptimitator und erste Präsident, Johann Jacob Bucher, die Voliere im Jahre 1900 gründete und die Pforten und Einflugschneisen der Voliere Zürich drei Jahre später für Mensch und Tier öffnete, konnte er vielleicht schon erahnen, wie wichtig diese Einrichtung einmal für den Schutz, die Pflege und den Fortbestand vieler, nicht nur einheimischer, Vogelarten werden würde.

Im Laufe der Zeit wurde die Voliere Zürich nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern ist heute ein einzig durch Spenden finanzierter, engagierter Dienstleister für die Bevölkerung. Neben der längst im Vordergrund stehenden Vogelpflegestation, der frequentiertesten in der Schweiz, bietet die Voliere Gross und Klein in vielen Belangen kostenlos Hilfe. Dazu zählen unter anderem der Vogelkunde-Unterricht mittels Schulführung, Tierpfleger-Schnupperlehrangebote, der Auskunftsservice per Telefon und E-Mail, stetig wechseln Kunst- und Sonderausstellungen, die besonders günstige Vogelpension und vieles mehr.

Unsere rund 110 hübschen Exoten in 33 Arten übernehmen die Rolle von Botschaftern, welche die Menschen auf die faszinierenden Naturparadiese in aller Welt aufmerksam machen. Gleichzeitig sollen sie aber auch charmant daran erinnern, dass jeder von uns gefordert ist, diese einzigartige Tier- und Pflanzenwelt für künftige Generationen zu erhalten. Jährlich nutzen rund 45 000 Besucher die Möglichkeit, sich kostenlos über einige der seltensten Vogelarten der Schweiz bzw. der Welt zu informieren, die in sieben naturnah gestalteten Innen- und drei landschaftsähnlichen Aussen-Gehegen betreut werden. Ziel ist es, der Bevölkerung, vor allem der Jugend, den Natur- und Tierschutz, insbesondere aber den Vogelschutz nahezubringen. Rund 700 Mitglieder unterstützen unsere Arbeit.

Unsere Pflegestation

Im Jahr 2013 konnten wir wieder einen neuen Einlieferungsrekord in der Pflegestation verzeichnen: Es wurden uns insgesamt 1616 Wildvögel zur Pflege übergeben. Jährlich wächst die Zahl um ca. 20 Prozent. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Allein im Monat Juni 2014 waren es bereits 462 Vögel (Stand 30.06.2014).

Zu den Überbringern der Exoten, Wild- und Zuchtvögel zählen Menschen aller Gesellschaftsschichten aus dem Kanton und Grossraum Zürich. Aber auch die Zürcher Feuerwehr, die Stadt-, See- und Kantons-Polizei, das Tierspital Zürich und das Veterinäramt des Kantons Zürich nutzen regelmässig unsere Dienstleistungen.

Diese immense Zahl an pflegebedürftigen Tieren brachte uns bringt unser kleines Team an die Grenzen der Belastbarkeit. Und nicht zuletzt plagt uns wieder einmal der chronische Geldmangel.

Wir lassen keinen Vogel im Stich!

Doch wir haben überlebt. Und wir haben keinen Vogel im Stich gelassen! Möglich war das aber nur dank dem grosszügigen Engagement renommierter Stiftungen und der unglaublichen Spendenbereitschaft unserer Mitglieder.

Aber warum überhaupt Pflege- und Auffangstation? Vielleicht sagt der eine oder andere, dass eine solche Einrichtung nicht nötig oder gar überflüssig sei. Wenn Jungvögel nicht lebensfähig sind oder verletzte Vögel sterben, dann wäre das doch der Lauf des Lebens und ein ganz natürlicher Vorgang. Die Natur habe doch schliesslich schon immer so funktioniert. Ja oder Nein.

Ohne den Einfluss durch den Mensch könnte die Natur für eine „natürliche“ Balance sorgen. Das Schicksal eines einzelnen Tieres wäre im grossen, gut funktionierenden Ablauf zu vernachlässigen. Doch die extremen Eingriffe des Menschen in die Lebensräume der Individuen, z.B. durch die Landschaft, Bebauung, den Verkehr und die Umgestaltung ganzer Landschaften, machen unsere Einrichtung, insbesondere für bedrohte Arten, so wichtig.

Die Auswilderung – Rückführung in die Natur

Ist die Genesung bzw. Aufzucht abgeschlossen, beginnt der nächste, besonders schwierige Prozess: die Auswilderung. Genesene Altvögel werden in der Nähe ihres Fundortes bzw. in einem ihrer Lebensweise entsprechenden Naturschutzgebiet ausgewildert. Handaufgezogene Jungvögel oder Vögel, die während ihres Genesungsprozesses längere Zeit in der Help-Bird-Vogelpflegestation verbrachten, müssen schrittweise, oft während Wochen und Monaten auf ihre Freilassung vorbereitet werden. Zu diesem Zweck betreibt die Voliere Zürich seit Juni 2014 in Kooperation mit dem eidgenössisch diplomierten Tierpfleger Ivo Zürcher auf einem abgelegenen, der Bevölkerung nicht zugänglichen Bauernhof im Kanton Zug eine Auswilderungsstation.

Die Vogelpension

Neben den zahlreichen Aufgaben rund um die Aufzucht, Pflege und Genesung unserer gefiederten Freunde, betreiben wir auch sehr erfolgreich eine Vogelpension. Wenn Sie einmal in den wohlverdienten Urlaub möchten oder ihr Vogel einen Tapetenwechsel benötigt, Sie aber nicht wissen, wohin mit Ihrem Liebling – die Lösung liegt bei uns! Eine Abgabe- und Abholmöglichkeit besteht an 365 Tagen im Jahr!

 


 

Voliere Zürich

Voliere-Gesellschaft Zürich / Vogelpflegestation
Mythenquai 1, CH-8002 Zürich
Tel: +41 (0)44 201 05 36
Wir sind täglich von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 16.00 Uhr telefonisch erreichbar

Die Aussenvolieren sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zugänglich.
Besucherhalle / Innenvoliere: Die Besucherhalle ist von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Montags bleibt die Besucherhalle geschlossen.
Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen

Sie möchten noch einen tieferen Einblick in unsere Arbeit bekommen oder und mit ihrer Spende unterstützen? Dann besuchen Sie und im Internet unter www.voliere.ch Dort finden Sie auch unsere Bankverbindung.

Natürlich sind wir auch immer topaktuell mit vielen Fotos und Geschichten auf Facebook vertreten.
Dort finden Sie und unter „Voliere Zürich“.

 

Text: Elisabeth Kehl, seit 2004 Präsidentin der Voliere-Gesellschaft Zürich