Ein Artikel aus der Landbote vom 17.07.2015

Für ihn ­verstummten Love-Mobiles und trällerten Raver «Happy Birthday». Doch nun will die Voliere ihren berühmten Bewohner abgeben. Sonst droht dem Kronentoko-Männchen Stripi Ärger mit dem Vater.

In rund zwei Wochen feiert das Kronentoko-Männchen Stripi Geburtstag. So genau lässt sich nicht sagen, wann der Vogel zur Welt gekommen ist. «Es war auf jeden Fall am Street-Parade-Wochenende», erinnert sich Elisabeth Kehl, Leiterin der Voliere Zürich. Fast eine Million Partyleute tanzten an jenem 2. August zu Techno- und Elektromusik, die unter anderem von den 29 LoveMobiles dröhnte. Nur kurz verstummten ihre Boxen. Auf eine Bitte der Veranstalter und der Voliere Zürich drehten sie am My­thenquai ihre Anlagen ab, damit unweit der Parade drei kleine Kronentokos aus ihren Eiern schlüpfen konnten. «Es war genial», sagt Elisabeth Kehl ein Jahr danach. «Manche Raver sangen sogar ‹Happy Birthday›.»

Drei Jahre wartete die Voliere darauf, bis das Weibchen erstmals Eier brütete. Die Bässe hätten den Schlupf der sensiblen und seltenen Vögel gefährdet.

Drei neue Geschwister

Die Geburt verlief problemlos, zur Freude der schnell gewachsenen Fangemeinde und der Vo­liere Zürich. «Wir zählen die Besucher nicht, aber wir hatten auf jeden Fall viel mehr als in früheren Jahren», sagt Kehl. «Der graue Vogel hat an Renommee gewonnen.» Der Verein Street-Parade seinerseits spendete 1500 Franken, übernahm für einen der drei Jungen die Patenschaft und liess es Stripi taufen. Seither ist es das ­offizielle Maskottchen der Veranstaltung.

Die Kronentoko-Familie ist mittlerweile gewachsen. An Pfingsten kamen drei weitere Küken zur Welt. «Sie wussten wahrscheinlich, dass sie noch vor der Street-Parade schlüpfen sollten», sagt Kehl im Scherz. Stripis Freude dürfte sich aber in Grenzen halten. Für ihn und seine Geschwister wird der Platz in der Voliere knapp. Zudem droht dem Sohnemann Ärger mit dem Vater. «Ist dieser in Brutstimmung, wird er den jungen Konkurrenten angreifen.» Deshalb benötigen die Jungtiere eine neue Bleibe. Eines konnte bereits an einen Zoo in der Romandie fremd platziert werden. Für Stripi laufen Gespräche mit einem privaten Halter.

«Jedes Korn zählt»

Die Veranstalter der Street-Pa­rade hätten jedoch lieber «ihren Stripi» statt dessen Eltern in der Voliere behalten. «Aber ich kann nachvollziehen, dass die Betreiber stolz sind auf das brütende Paar und dieses behalten möchten», sagt Joel Meier, Präsident des Vereins Street-Parade.

Der Verein werde dem Patenkind trotz anstehenden Wegzugs die Treue halten, sagt Meier. Und er will sein Versprechen einlösen und an der 24. Ausgabe der Pa­rade Vogelfutter verkaufen, um den Erlös der Voliere zu spenden. «Ganz nach dem Motto: Jedes Korn zählt.» Zudem werden Kronentoko-Shirts gedruckt. Und wann ist Stripi wieder auf Twitter aktiv? Nach drei Tweets (für 15 Follower) im letzten November hatte «@StripiSingt» ausgezwitschert. «Das wollen wir im nächsten Jubiläumsjahr angehen, wenn wir die Website erneuern», sagt Meier.

Bleibt zuletzt die Frage, ob während der Ausgabe 2015 vom 29. August die Musik zugunsten der Vögel erneut abgedreht wird. «Das ist noch offen», sagt Meier. «Wir werden uns mit der Voliere Zürich absprechen, ob es dieses Jahr nötig ist.»

Text: Heinz Zürcher

 

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